Montag, 28. August 2017
Heute morgen ...
... bin ich urplötzlich aus dem Schlaf aufgeschreckt. Nicht wie gewohnt durch den Handyklingelton "Seidenweich", der mich sonst aus dem Schlaf zu reißen pflegt, nein - ich bin einfach so wachgeworden. Weil meine innere Uhr mir das so befohlen hat. Normalerweise klingelt der Wecker meiner inneren Uhr sehr viel später als die Wecker-App meines Smartphones. Da heißt, es muss schon sehr viel später sein. Plötzlich fällt mir dann auch unscharf ein, dass ich "Seidenweich" am Handy weggedrückt habe, um mich nochmal fünf Minuten aufs Ohr zu legen. Tja, lange Rede, kurzer Sinn - ich habe verschlafen. Zwanzig nach sieben. Um acht sollte ich auf der Arbeit sein. Also hektisch aus dem Bett gesprungen, rein ins Bad, Katzenwäsche, oberflächliche Zahnpolitur, rein in die Klamotten, die noch vom Vortag da herumlagen, Schuhe an, Tür zu, ab zum Auto. Ein Blick in den Rückspiegel und mir wird klar, Losfahren ist grad nicht. Ein Rettungswagen mit eingeschalteter Warnblinkseinlage blockiert die Parkplatzausfahrt. Fuck! Keine Sanitäter zu sehen, so weit das Auge reicht. Sicherlich sind die gerade irgendwo zugange, in irgendeiner Wohnung. So ein Einsatz kann ja auch mal eine, zwei Stunden dauern. Gerade will ich schon meinen Arbeitgeber über meine Verspätung informieren, da sehe ich auch schon die beiden Sanis mit irgendeinen Opi im Schlepptau. Seitentür auf, den Opi im Inneren des Rettungswagens verstaut und nach ein paar Minuten setzt sich die Fuhre schließlich in Bewegung. Mittlerweile ist es zehn vor acht. Dass ich zu spät kommen werde, steht völlig außer Frage. Dann mal los. Immer zehn bis zwanzig zu schnell geht es dann über die Landstraße bis zur Stadteinfahrtsstraße. Hier natürlich Stau. Erst jetzt fällt mir auf, wie kurz Grünphasen einer Ampel sein können. Fünf, maximal acht Sekunden! Drei Autos huschen da jeweils drüber, dann folgt wieder eine gefühlt minutenlange Rotphase. Reizbar und genervt würde ich mal meinen psychischen Zustand grob umschreiben. Ich hasse Zuspätkommen! Jede Kleinigkeit wäre jetzt in der Lage gewesen, aus mir einen unberechenbaren Amokläufer werden zu lassen. Rot-gelb-grün, weiter geht es. Ich drücke auf Gas, doch der Verkehr vor mir kriecht zähflüssig wie Hefeteig über die zweispurige Straße. Irgendwann stockt der Verkehr und kommt schließlich zum Erliegen. In der Ferne erblicke ich auch den Grund: Ein Müllwagen tüddelt von einer Mülltonne zur nächsten und zwingt den dahinterfahrenden Verkehr zum Überholen. Der Reißverschluss des empfohlenen Reißverschlussverfahrens ist allerdings so klemmig wie der meiner alten Winterjacke und so fließt der Verkehr nur zähflüssig ab. Vorbei, Vollgas, dann wieder abbremsen vor der nächsten roten Ampel. Zur Freude aller ist die Straße nun für jede Richtung nur noch einspurig und genau in diesem Moment, wo es ein bißchen zügiger vorangeht, pralle ich auf einen roten Golf mit einem unübersehbaren Dachschild: FAHRSCHULE. Arrghh!!! Überholen unmöglich, tuckert die Karre mit unter 30 km/h durch den Berufsverkehr. Im Rückspiegel des Fahrschulautos erblicke ich den angestrengten und starr nach vorne gerichteten Blick eines nerdartigen Bubis. So ging das dann gute fünf Minuten, bis der Fahrlehrer wohl die Anweisung gibt, rechts abzubiegen. Blinker setzen, Schulterblick, Blick in Außenspiegel, Blick in Innenspiegel, währenddessen runterschalten, drei-zwo, ums Eck, zu wenig Gas gegeben, Karre abgewürgt ... Gut, dass ich geradeaus weiterfahren kann. Ja, ich weiß, klingt alles böse und wir alle waren mal Fahranfänger. Aber in diesem Moment nervt mich einfach alles schrecklich. Weiter geht's. Jetzt läuft es wie am Schnürchen, ich biege links ab und ... habe das nächste Verkehrhindernis vor mir. Einen Linienbus! Und so zockelt das Ungetüm mit Tempo 25 bis 45 vor mir und nimmt mir zudem aufgrund seines Schrankwandformats die Sicht nach vorne. Für gefühlte zehn Minuten muss ich mir nun die nervige Werbung eines Augenoptikers auf der Rückseite des Busses zu Gemüte führen, bis schließlich der Bus nach links abbiegt und ich weiter geradeaus fahren kann. Endlich angekommen. Ich biege auf den Parkplatz meines Ladens und stelle fest, dass alle Parklücken besetzt sind. Na super! Weshalb mein Arbeitgeber mehr Einfahrserlaubnisse ausgestellt als Parklücken vorhanden sind, weiß nur er. Also wieder runter vom Parkplatz, in den Verkehr einfädeln. Meine Geduld ist fast am Ende und ich trommele mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. Abbiegen in eine Nebenstraße. Die Parkplatzsuche beginnt. Nach einer Viertelstunde werde ich fündig. Es ist kurz vor neun, als ich meinen Arbeitsplatz erreiche. Sorry, verschlafen, Rettungswagen hat meine Ausfahrt blockiert, dann aufgehalten worden, blabla. So langsam komme ich zur Ruhe, zapfe mir erstmal einen Kaffee. Alles gut. Noch weiß ich nicht, dass mein Auto im Haltverbot steht und gerade ein Heini vom Ordnungsamt fein säuberlich ein Knöllchen ausfüllt und hinter meinen Scheibenwischer klemmt ...

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