Dienstag, 29. August 2017
Ich hasse Fußball.
Das war schon immer so gewesen. Mir fehlt da schlicht und ergreifend eine Hirnwindung. Als meine Klassenkameraden in der Grundschule zu diversen EM-, WM- und Bundesliga-Events Fußballbildchen getauscht haben, habe ich nicht mitgemacht. Viel zu blöd war mir das gewesen, zu hirnrissig, zu idiotisch. Damals wie heute ist es für mich nicht mal im Ansatz nachvollziehbar, wie man sich für diesen "Sport" interessieren kann. Sport - in meinen Augen ist es nicht mal ein Sport im olympischen Sinne. Nein, es ist allenfalls ein Spiel mit sportlicher Betätigung. Manch einer spricht von einem Virus, das Fußballfans befallen hat und sie nicht mehr loslässt. Ich scheine da vollkommen immun zu sein. Jedenfalls lässt dieses Virus Menschen offenbar mutieren. Ich wundere mich, dass vollkommen normale Menschen, mit denen ich befreundet bin, die ich gut kenne, Leute, bei denen soweit eigentlich alles stimmt, plötzlich zu Fußballverrückten werden. Warum ist das so?
Und dann die Spieler! Häufig völlig überbezahlte Geisteszwerge, die oftmals keinen geraden Satz rausbringen. Warum um alles in der Welt sollte es mich interessieren, wenn jene überbezahlten Mulitimillionäre hinter einem Ball herlaufen, sich gegenseitig in die Beine krätschen und versuchen "den Runden ins Eckige" zu kriegen, während ein paar tausend Zuschauer dazu Fahnen schwingen und alberne Lieder gröhlen? Überhaupt. Das Fahnen schwingen. Ich finde es schrecklich, dass es im WM-Wahn vor einigen Jahren plötzlich schick geworden ist, sein Auto, seinen Balkon und sich selbst mit Deutschlandfahnen zu dekorieren und man auch generell während der EM- und WM-Zeiten fast nirgends hingehen kann, ohne von Leuten mit schwarz-rot-goldenen Hawaiiketten und Perücken belästigt zu werden. Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas zu tragen oder irgendwelche Fahnen hoch zu halten, von keinem Land. Ich habe mitnichten etwas gegen ein bisschen Patriotismus. Aber egal wo ich wohnen würde, ernsthaftes Fahnen schwenken fände ich immer blöd.
Schrecklich finde ich auch die Erwartungshaltung der Leute, man müsse sich für Fußball interessieren, wenigstens doch zu den großen Turnieren. Auf wieviel Unverständnis ich regelmäßig stoße, wenn ich schulterzuckend erwidere, dass mich Fussball sowas von überhaupt nicht interessiert.
Ich habe in meinem Leben erst zwei Fußballspiele gesehen. Einmal irgendein Endspiel Deutschland gegen Italien 2006 glaube ich. Im Fernseher. Ob das jetzt WM oder EM gewesen ist, keine Ahnung. Meine damalige Freundin hat das Spiel sehen wollen und mich gebeten, ihr dabei Gesellschaft zu leisten. Ich glaube, Italien hatte damals gewonnen und ich meine mich zu erinnern, dass mir das unglaublich egal gewesen ist.
Das zweite Spiel war ein sogenanntes Lokalderby. Heißt das so? Da war ich sogar live dabei. "Mein Heimatverein" spielte gegen den Verein irgendeiner benachbarten Stadt. Man hatte mich gebeten, als notärztlicher Backup zur Verfügung zu stehen. So stand ich dann die ganze Zeit am Rande des Spielfeldes, langweilte mich zu Tode und habe mich mit Koffein vergiftet.

In meinem Leben ist für Fußball einfach kein Platz. Ich verbringe meine Zeit lieber mit lauter Musik, schlechten Serien, schönen Frauen und schnellen Autos. Dabei bin ich nicht besonders unsportlich: Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, schimme, radele und laufe und habe sogar schon mal einen Ironman gefinished. Einen halben zumindest.

Die nächsten Wochen werde ich deshalb in Ruhe zu Hause mit meiner neuen DVD-Box "Walking dead" verbringen oder abends in Kneipen gehen, in denen garantiert kein Fußball läuft. Außerdem veranstalte ich an den Tagen, an denen irgendein superwichtiges Spiel läuft, Grillabende. Da weiß ich wenigstens, dass ich unter Gleichgesinnten sein werde. Entweder man ist cool oder man guckt Fußball.

Etwas Gutes hat Fußball dann aber doch: Die Straßen sind vollkommen leer, man steht nicht im Stau und der Wocheneinkauf ist in weniger als fünfzehn Minuten und ohne Wartezeit an der Kasse erledigt.

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